Ein Pitch ist die kurze Zusammenfassung einer Geschichte. Sein Ziel ist es, Neugierde zu wecken. Man nennt den Pitch auch Elevator Pitch, da die Kürze einer Fahrstuhlfahrt ausreichen muss, um die Vorzüge eines (Roman)Projekts herauszustellen. Man weiß ja nie, wen man im Fahrstuhl trifft. Ach, du fährst nie Fahrstuhl? Macht nichts: Spätestens, wenn dein Manuskript zu einem Verlag soll, brauchst du einen Pitch.
Teste, ob sich dein Pitch optimieren lässt und komme Plot-Schwächen auf die Spur!
Oft lässt ein Pitch das Ende offen, aber für unseren kleinen Test brauchen wir einen, der den Schluss miteinschließt. Er soll aus drei Sätzen bestehen und keine Namen nennen. – Pitche dein Romanprojekt, bevor du weiterliest. Schreibe eine Zusammenfassung des Romaninhalts und kürze, bis sie auf drei Sätze eingedampft ist und die Grundidee der Geschichte sichtbar wird. Das braucht etwas Übung, lass dir Zeit. Dein Projekt ist noch in der Mache? Umso besser, so kommst du Schwachstellen rechtzeitig auf die Spur.
Erst pitchen, dann weiterlesen! Gib es zu, du wolltest schummeln! 🙂
Du hast einen Pitch? Prima, los geht‘s:
a) Markiere die Beschreibung der Charaktere (Im Beispiel unten: rot/Fettschrift)
b) Markiere mit einer anderen Farbe alle Stellen, in denen die Charaktere handeln (eigenständig und aktiv statt fremdbestimmt!) – (Im Beispiel unten: grün/kursiv)
c) Markiere mit einer weiteren Farbe alle Stellen, die Konflikte andeuten. (Im Beispiel unten: violett/unterstrichen)
d) Markiere den Höhepunkt der Geschichte. Im Beispiel unten: blau/(*)
Alles markiert?
Frage dich:
Zu a) Steht dem Protagonisten ein gegensätzlicher Charakter gegenüber? Optimierungsbedürftig wäre „Schüler verliebt sich in attraktive Mitschülerin“, besser: „Zyniker verliebt sich in Idealistin“. Wer den Pitch hört oder liest, soll sich wünschen, die Gegensätze in Aktion zu erleben.
Zu b) Protagonist bedeutet „der Haupthandelnde“. Ist es dir schwergefallen, aktive Stelle zu finden? Dann könnte das daran liegen, dass der Plot den Helden von Ereignis zu Ereignis spült, ohne dass er eigenständige Entscheidungen trifft oder aktiv ins Geschehen eingreift.
Zu c) Eine spannende Geschichte braucht Konflikte. Ein Pluspunkt für jede Markierung!
Zu d) Du weißt nicht, wo du die Markierung für den Höhepunkt setzen sollst? Überprüfe Prämisse und Spannungsbogen. Bauen die Konflikte aufeinander auf?
Achtung: Nicht jedes Pitch-Problem ist automatisch ein Plot-Problem. Manchmal reicht es, ein wenig am Pitch zu feilen, damit alles passt.
Beispiele
Romeo und Julia (Shakespeare)
Die Jugendlichen zweier verfeindeter Familien verlieben sich, doch das Mädchen ist einem älteren Mann versprochen und der Junge wird verbannt. Um der Heirat zu entgehen, nimmt das Mädchen einen Trank, der es scheintot macht. Der Junge kehrt zurück, glaubt seine Liebste tot (*) und vergiftet sich, woraufhin das Mädchen sich, als es erwacht, ebenfalls tötet.
Der Richter und sein Henker (Dürrenmatt)
Todkranker Kommissar hat einst gegen einen Mörder gewettet, dass jedes Verbrechen gesühnt werden muss – dennoch konnte er diesen nie hinter Gitter bringen. Als wieder ein Mord geschieht, hetzt er seinen Assistenten gegen ihn auf, wohl wissend, dass der Mörder in diesem Fall nicht der Täter sein kann. Der Assistent erschießt den vermeintlich Schuldigen (*), der wahre Schuldige wirft sich vor einen Zug.
Und täglich grüßt das Murmeltier (Harold Ramis)
Egozentrischer, miesepetriger Reporter muss in ein einsames Nest reisen, um vom Murmeltiertag zu berichten, was er als Zumutung empfindet. Vor Ort gerät er in eine Zeitschleife, so dass er ein und denselben Tag immer wieder erlebt, was ihn zum Selbstmord treibt (*). Erst als er sein durch die Wiederholung gewonnenes Wissen zugunsten der Dorfgemeinschaft nutzt, gewinnt er das Herz seiner idealistischen Kollegin und entkommt der Zeitschleife.
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