Es war einmal ein Huhn namens Hilda, das wollte von drei Autoren auf die andere Straßenseite geschrieben werden.
Autor 1: Hilda lief drauflos und überquerte die Straße auf dem kürzesten Weg.
Autor 2: Schräg gegenüber erkannte Hilda das Haus des Bäckers. Sie überquerte die Straße diagonal, um sich Brotkrümel zu ergattern.
Autor 3: Als sich Hilda anschickte, die Straße zu überqueren, wurde sie von Aliens entdeckt, die zufällig die Stadt überflogen. Wissenschaftler eines fernen Planeten beamten Hilda zu Versuchszwecken in ihr Raumschiff und studierten diese wochenlang. Nachdem die Aliens alles, was es über Hühner zu wissen gibt, herausgefunden hatten, setzten sie Hilda behutsam auf der anderen Straßenseite ab.
Frage: Welcher Autor hat alles richtig gemacht?
Wenn ein Autor ein Huhn über die Straße schreibt, dann nur, um die Geschichte bestmöglich voranzubringen. Je komplizierter eine Erklärung, desto eher hängt sie wie ein Sack Zement am Spannungsbogen der Geschichte. Das Ockhamsche Rasiermesser besagt, dass die einfachste Erklärung immer die beste ist. Hat also nur Autor 1 Recht? Um eine Entscheidung zu treffen, müssen wir zunächst klären, welche Geschichte erzählt werden soll und welchen Sinn die Szene hat.
Autor 1: Die Geschichte dreht sich um Hühnerzüchterin Berta, die, während sie ihrem Huhn nachjagt, der Liebe ihres Lebens in die Arme läuft. (Hilda soll Berta in Bewegung versetzen.)
Autor 2: Der Bäcker soll Verdächtiger in einem Mordfall sein. (Hilda läuft über die Straße, damit der Leser den Bäcker kennenlernt.)
Autor 3: In dieser Geschichte geht es um einen Alienjäger. Hildas Erlebnis steht exemplarisch für eine Reihe ähnlicher Vorfälle. (Hilda läuft über die Straße, damit der Leser das Vorgehen der Aliens versteht.)
Alle drei Autoren haben ihre Geschichte mit einer einfachen Erklärung vorangebracht. Hätte Autor 1 die Aliens bemüht, wäre dies nicht der Fall gewesen.
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