Vor vielen Jahren, unsere Autorengruppe hatte sich frisch gefunden, zitierte jemand den französischen Zeitungsverleger Clemenceau, in dessen Redaktion angeblich ein Schild hing mit der Aufschrift: „Bevor Sie ein Adjektiv benutzen, kommen Sie zu mir in den dritten Stock und fragen um Erlaubnis.“ Er stand mit seiner Meinung nicht alleine da, auch Mark Twain riet, „Adjektive umzubringen, wo immer man ihnen begegne“.
Eine Teilnehmerin widersprach. Sie liebte das Tauchen und fand, es müsse doch einleuchten, dass man den glänzenden Fischleibern, verästelten Korallenfingern und grazilen Seepferdchen unmöglich gerecht werden könne, ohne sie in Adjektive zu kleiden.
Hatte Sie Recht? Waren Wie-Wörter geschmäcklerisch? War es unmöglich, eine Unterwasserwelt zu beschreiben, ohne ein einziges Adjektiv zu verwenden? Challenge accepted!
Wir bastelten, strichen und ersetzten, und siehe da: Die Riffe und Aquarien gewannen an Detailreichtum und Schärfe! Aus blauschillernden Fischen wurden Guppys, Korallen erhoben ihre Finger und dort, wo sich eben noch fröhliche Seepferdchen tummelten, tanzten sie nun in der Strömung.
Finde ich heute ein Adjektiv, überprüfe ich zuerst mein Verb. Lässt es sich stärken, ist das Adjektiv überflüssig. Wer unsicher ist, ob und wie viele Adjektive er oder sie verwenden möchte, für den ist diese Schreibübung genau das Richtige.
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